Die Theatergruppe im Wandel der Zeit

Das Laientheater hat unmittelbar mit dem Brauchtum und dem Volkstheater zu tun. Die Brauchtumspflege darf das Volkstheater also keinesfalls vernachlässigen.

Umso stolzer kann unsere Theatergruppe auf eine Geschichte zurückgreifen, weil sie die Herausforderung angenommen hat und diese Kultur in Koppl bestens gepflegt hat.

 

Hier finden Sie historische Belege über die Entstehungsgeschichte und die Entwicklung der Theatergruppe Koppl, welche von unserem langjährigen Spielleiter Adolf Rehm verfasst und in der Ortschronik veröffentlich wurde.

Die Gründung der Theatergruppe Koppl

Der Vorläuferverein der Theatergruppe Koppl, der "Schulverein Südmark", wurde von Oberlehrer Franz Hemetsberger und seiner Frau Auguste gegründet. Ursprünglich ging es darum, einen Chor zur Pflege der Kirchenmusik und des romantischen Chorliedes auf die Beine zu stellen. Chorleiter war Franz Kubatta, Frau Auguste Hemetsberger, eine gebürtige Ungarin, förderte jedoch zusätzlich die Theaterambitionen innerhalb dieses Schulvereins.

Mit welch geteilter Meinung die eingesessene Bevölkerung diesem "neumodischen Zeugs", dem Theater gegenüberstand, mag die Haltung des damaligen Schusterbauern veranschaulichen: Währenddem die Pfaffenschwandleute von Anfang an recht begeistert für das Theater eingestellt waren, erklärte er kategorisch, seine Kinder nie und nimmer als Komödianten auftreten zu lassen. "Die bleiben daheim!" bestimmte er. Aber der Gedanke des Theaterspielens war bereits unter den Leuten. Und weil gerade der aufrichte und fortschrittliche Mensch seine Ansichten ändert, wenn er gute Gründe für eine andere Meinung erkennt, standen bei der Premiere des ersten Theaterstückes gleich zwei Schusterbauernkinder auf den Brettern, die Maria Schmitzberger, spätere Pfaffenschwandbäuerin, und der Schmitzberger Hans , der spätere Bauer. Ja, der Schusterbauer tat noch ein Übriges: er stiftete mit dem Pfaffenschwandbauern das Holz, vierzig Bretter und Pfosten, das fuer den Bühnenbau benötigt wurden.

Eine andere Geschichte aus der Gründerzeit berichtet, dass der Huberbauer seine junge Tochter Mariedl, die spätere Eggerbäuerin, um keinen Preis allein zur Probe gehen lassen wollte. Dazu war der Weg von Willischwand hinauf zum Schulhaus viel zu gefährlich! Also musste der ältere Bruder Josef Deisl seiner Schwester Geleitschutz geben. Als Dank durfte er eine kleine Rolle übernehmen, und ... vielleicht war es die Sorge des Huberbauern, die Koppl den bisher verdienstvollsten "Theatermann" bescherte: Eben diesen Josef Deisl!

Der spätere Huberbauer sollte zu einem hervorragendem Charakterdarsteller, zum langjährigen Spielleiter, Obmann und überhaupt zum guten Geist der Koppler Theatergruppe werden.

Frau Auguste Hemetsberger hatte für die erste Spielsaison das Volksstück "Der Goldbauer" von Charlotte Birch-Pfeiffer ausgewählt. Von Anfang November 1926 an wurde zweimal wöchentlich in der 2. Klasse der Schule unter ihrer Leitung geprobt. Meistens war der Raum ungeheizt, aber die Begeisterung machte den herrschenden Brennstoffmangel wett. Außerdem durfte man, wenn man nicht gerade zum Proben dran war, in die Oberlehrerwohnung zum "Aufwärmen" gehen, und ... da erlebte man als besondere Attraktion - das erste Rundfunkgerät in ganz Koppl!

Die erste Bühne in Koppl

Nun galt es in der "Mittleren Stubm" in "Deisl's Gasthaus", wie man den jetzigen "Kirchenwirt" damals noch nannte, eine Bühne zu bauen. Der Schmiedhäusler, Franz Moosgassner, ebenfalls vom "Theatervirus" angesteckt, erledigte dies mit einigen Helfern - wohl für nicht viel mehr als ein herzliches "Vergelt's Gott!" - zur vollsten Zufriedenheit. Aus der Pappenfabrik Tietz in Lengfelden wurde die Pappe für die Kulissen geholt; die Spieler Johann Karl und Leonhard Reischl, denen diese Aufgabe zuteil worden war, mussten dazu bei kaltem Winterwetter erst den leeren Schlitten 15 Kilometer hin den beladenen dann ebensoweit zurück ziehen.
Zum Bemalen der Kulissen hatte man einen Bekannten des Buchhalters Hofmann gewinnen können.

Besonders beeindruckend war der Hintergrundvorhang mit Berchtesgaden und dem Watzmann. In nur drei Tagen waren Bühne und Kulissen fuer das Stück geschaffen, und das Spiel konnte beginnen.